Sonntag, 29. Januar 2012

Die Lange Nacht der Museen oder warum Marktleute lachen

Mit großem Schreck habe ich gesehen: es sind nur noch 9 Wochen bis zum Saisonauftakt!
 Ich durfte zum ersten Mal ganz persönlich erfahren, warum Marktleute immer lachen, wenn man sagt: "Das machen wir im Winter". Denn ganz ehrlich: Man kommt zu GAR NICHTS! 

Und es ist sooo viel zu tun:
  1. Recherche 
  2. Neugestaltung meines Schauzeltes
  3. Neugestaltung meines Outfits
  4. Neugestaltung meines Warenangebots

Also alles irgendwie neu ... 

                                                    (Kurz zu meiner Darstellung: Ich stelle ja eine slawische Amme und                                                                                                             Kräuterfrau namens Samovila aus dem Jahr 1150 im heutigen Berliner Raum dar. Grundsätzlich hab ich ja vieles, was ich brauche, aber ich will es noch schöner und detailgetreuer als im letzten Jahr machen!)

Nun war ich also mit Clanmutti Anwen gestern auf Recherchetour bei der Langen Nacht der Museen in Berlin unterwegs.
Trotz -10 Grad und Schneegestöber sind wir warm eingemummelt - wie Michelin-Männchen - losgezogen.

Nachdem die Tickets gekauft waren (15 €), gings zuerst zur Marienkirche. Ich wollte dort die Grabplatten anschauen und Anwen wollte herausfinden, was es mit der im Programm angepriesenen "Totentanz-Führung" auf sich hatte.

Zuerst die Enttäuschung: Die Lichtverhältnisse sind eine Katastrophe. Man konnte die Details der ausgestellten Gemälde gar nicht richtig erkennen, gerade die dunkleren Konturen waren kaum zu unterscheiden. Sehr schade. 
Die ausgestellten Grabplatten waren sehr interessant. Besonders gefielen uns die Sanduhren, die dort auf den meisten Platten angebracht waren. Auf einem sogar abgelaufen dargestellt. Echt schön! Viele Motive und Bordüren ließen den heidnischen Ursprung noch gut erkennen.

Die "Totentanz-Führung" haben wir uns dann doch erspart. Es handelt sich hier um ein Gemälde, welches direkt auf die Turmmauern der Marienkirche von innen angebracht worden ist und nun restauriert wird. Doch nicht so ganz unsers.

Übrigens: Ich weiß nicht warum, aber überall in der Kirche sind so lauter Kunststoffgitter in den Boden eingearbeitet, die merkwürdig nachgeben, wenn man da drauf tritt. Unser Kopfkino - der Kirchenboden tut sich auf, und verschlingt uns beiden Hexen - sorgte für reichlich Gekicher bei Anwen und mir. 

Die nächste Station war das Alte Museum am Lustgarten. Hier kam uns das Wetter zu Gute, denn es war zwar ziemlich voll, aber längst nicht so überlaufen, wie bei vergangenen Museumsnächten!

Hier gibt es aktuell eine Ausstellung mit Funden aus byzantinischer Zeit und dem antiken Griechenland zu bewundern. Wir staunten über die detailierten Arbeiten, die feinen gezeichneten und auch gravierten Linien und natürlich über den Schmuck in der sogenannten "Schatzkammer". 



Beim Anblick der verschiedenen Tonvasen, -teller und -becher keimte in mir die Hoffnung, dass auch ich evtl. doch auch Tongeschirr im Lager verwenden könne - ich mag irgendwie keine Holzschalen. Meine Hoffnung hielt noch eine Weile ;).

Bei all der Bewunderung für die schönen Dinge fehlte uns die Frau Poly sehr, denn wir hätten uns ganz gern einige weitere Erklärungen und Erläuterungen gewünscht. 



Danach ging es dann direkt zum Deutschen Historischen Museum, welches nur wenige Gehminuten vom Alten Museum entfernt ist. Das Bodemuseum haben wir ausfallen lassen, wir hatten einfach keine Lust auf weite Wege im Schneesturm.

Nach einem gemütlichen Plausch auf einer Bank in der Eingangshalle ging es dann die Treppen hinauf zu den Ausstellungsräumen. Auf halber Treppe ist ein sehr beeindruckendes schwarz-weiß Foto zu bewundern. Es reicht über die ganze Wand und es ist ein Wald darauf zu sehen. Soweit, so unspektakulär. Wenn man nun aber die Treppe hinaufkommt, sind einige Menschen in historischen Gewandungen verschiedener Zeiten zu sehen. Geht man weiter, verschwinden diese vom Foto. Das Bild heißt: Was bleibt (glaub ich) und stimmte mich doch sehr nachdenklich... 

Gleich am Ende der Treppe beginnt der frühgeschichtliche Teil über Kelten - ein kleines Paradies für unsere Anwen :). 

Mich interessierte vor allem der hochmittelalterliche Teil über die Slawen, zu dem wir dann gingen. Ich hatte ja gehofft, hier Belege für Tongeschirr der Slawen zu finden. Doch Pustekuchen. Holzgeschirr war in den slawischen Siedlungen Spandau und Marzahn gefunden worden. Nagut - dann eben so :) . Ganz besonders interessant waren für mich auch die Schläfenringe, die möchte ich in der kommenden Saison auf jeden Fall tragen. 



Weiter für mich wichtig waren die Spindelwirthe, die in Spandau gefunden wurden. Sie sahen denen der Kelten um 300 v.Chr. zum Verwechseln ähnlich, also wird Anwen hier wohl noch ein paar von herstellen müssen - ich spinne ja immer auf mehreren Handspindeln. Spannend fand ich auch die ausgestellten Nadeln. Genau solche werden ja in einschlägigen Reenactment-Shops immer als Naalbinding-Nadeln verkauft. Hier war aber die Nutzung im Nähen von Leder belegt! Erstaunlich!



Nach einem kurzen Abstecher in die anderen Ausstellungsräume, die für uns aber unter dem Gesichtspunkt der Recherche nicht so interessant war - aber durchaus sehenswert sind! - machten wir uns auf ins Historale Museum Berlin. Wo wir aber nie ankamen... denn es war schon fast Mitternacht und wirklich dolle kalt. So haben wir beschlossen uns nach einem kleinen Mitternachtshappen auf in die heimischen Betten zu machen. 

Die nächste Lange Nacht der Museen ist im August - und wenn ich nicht gerade auf nem Markt bin, bin ich bestimmt wieder dabei, denn es gibt noch sooo viel zu erkunden!



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